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Woody Allen verklagt Amazon Studios

Filmstudio wehrt sich

(04.04.2019) Update
Amazon Studios haben gestern auf die von Woody Allen im Februar eingereichte 68 Millionen Dollar schwere Klage wegen Vertragsverletzungen reagiert und bei Gericht beantragt, Teile der Klage nicht zuzulassen. Das Filmstudio erklärt, dass es aufgrund der Äußerungen Woodys zur #metoo-Bewegung und zu den gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen rechtens gewesen sei, den Vertrag über vier Produktionen zu beenden.

"Allen's Handlungen und ihre eskalierenden Folgen haben dafür gesorgt, dass Amazon niemals ihren Gewinn aus dem Vertrag hätten ziehen können. Insofern war die Beendigung der Zusammenarbeit gerechtfertigt, und der Kläger wird nichts von dem Schadensersatz erhalten, um den er ersucht", heißt es in der Stellungnahme.

(08.02.2019) Amazon will keine weitere Zusammenarbeit mit Woody Allen
Als es im Februar 2016 los ging mit der Zusammenarbeit von Woody Allen und Amazon Studios, da witzelte der Filmemacher noch: "Wie zu Beginn einer jeden Beziehung gibt es viel Hoffnung, gegenseitige Zuneigung und echten guten Willen - die Prozessklagen kommen später."

Jetzt ist aus dem Spaß bitterer Ernst geworden: Allen hat gestern in New York City eine Klage gegen Amazon auf einen Schadensersatz in Höhe von 68 Millionen Dollar einngereicht. Das Studio habe den Kontrakt gebrochen, vier Filme von Woody zu produzieren. Einer davon, "A Rainy Day in New York", der bereits im Herbst 2017 gedreht worden ist, ist seit einem halben Jahr fertig, aber Amazon will ihn nicht in die Kinos verleihen.

In der Klageschrift heißt es: "Amazon haben versucht, ihre Handlung damit zu entschuldigen, dass sie sich auf eine 25 Jahre alte, grundlose Anschuldigung gegen Mr. Allen beziehen, aber diese Anschuldigung war Amazon und der Öffentlichkeit bereits bestens bekannt, als sie vier verschiedene Abmachungen mit Mr. Allen trafen - und auf keinen Fall reicht dies aus, den Vertrag aufzulösen."

Mit der "Anschuldigung" ist die Behauptung von Woody's Ex-Partnerin Mia Farrow und ihrer Tochter Dylan gemeint, die wiederholt erklärt haben, der Künstler habe 1992 die damals Siebenjährige sexuell missbraucht. Allen hat die Beschuldigung stets zurück gewiesen.

Durch die Anschuldigungen gegen den Produzenten Harvey Weinstein und das Aufkommen der #metoo und Time'sUp-Bewegungen erhielten die Vorwürfe Ende 2017 neue Brisanz und Allen unter Beschuss. Seine "A Rainy Day in New York"-Schauspieler wie Selena Gomez, Rebecca Hall und Timothée Chalamet erklärten öffentlich, sie bedauerten, mit Allen gearbeitet zu haben und spendeten ihre Gagen.

Hinter den Kulissen trafen sich erstmals Amazon-Manager mit Woody's Anwälten im Dezember 2017, um zu beraten, was mit "A Rainy Day in New York" geschehen solle. Man beschloss, die Veröffentlichung der Komödie auf 2019 zu verschieben, wenn sich die öffentliche Debatte mutmaßlich beruhigt haben sollte. Doch laut der Klage beschlossen Amazon Studios im Juni 2018, den Film gar nicht mehr zu veröffentlichen und die vereinbarte Zusammenarbeit für drei weitere Produktionen aufzukündigen.

Ein Grund wurde zunächst nicht genannt, später auf die "erneuten Anschuldigungen gegen Mr. Allen, seine eigenen umstrittenen Aussagen und die zunehmende Weigerung von Stars, mit ihm zusammen zu arbeiten oder in irgendeiner Weise mit ihm in Verbindung gebracht zu werden", Bezug genommen. All das mache den Sinn der Vereinbarung zunichte.


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