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Moonfall (2021)

Wieder mal Weltuntergang: In seinem neuen Sci-Fi-Spektakel lässt Roland Emmerich den Mond auf die Erde stürzen.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 2 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.5 / 5

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Vor Jahren hatte der Astronaut Brian Harper (Patrick Wilson) einen Zwischenfall im All, der ihn seine Karriere, seine Familie und einen Großteil seines Vermögens kostete. Seine damalige Kollegin Jocinda "Jo" Fowler (Halle Berry) ist die Karriereleiter indessen weiter emporgeklettert und weit oben in der Raumfahrtbehörde NASA angekommen. Der Hobbywissenschaftler und Verschwörungstheoretiker KC Houseman (John Bradley) hat hingegen nie Karriere gemacht. Folglich glaubt ihm zunächst auch niemand, als er eine ungeheuerliche Entdeckung macht: Der Mond hat seine Umlaufbahn verlassen und stürzt auf die Erde.

Fortan ist es an KC, Brian und Jo, die Welt vor dem Untergang zu bewahren. Während der Rest der Menschheit – darunter auch Brians Ex-Frau Brenda (Carolina Bartczak), ihr gemeinsamer Sohn Sonny (Charlie Plummer) und Brendas neuer Ehemann Tom (Michael Peña) – versucht, sich in Sicherheit zu bringen, brechen Brian, Jo und KC zu einer waghalsigen Rettungsmission ins All auf.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse2 / 5

Roland Emmerich war noch nie fürs Kleckern bekannt. Bereits mit seinem abendfüllenden Erstling klotzte der 1955 in Stuttgart geborene Regisseur gewaltig. "Das Arche Noah Prinzip" (1984), als Abschlussarbeit an der Münchner Filmhochschule entstanden, brachte es dank Fremdfinanzierung auf ein Budget von einer Million D-Mark (seinerzeit üblich waren um die 20.000 DM), spielte für einen deutschen Film ungewohnt im Weltraum und feierte seine Premiere bei der Berlinale. Der Rest ist Geschichte.

Emmerichs Mut und Weitsicht – seine nächsten drei Filme "Joey" (1985), "Hollywood Monster" (1988) und "Moon 44" (1990) wurden zwar in Deutschland, aber auf Englisch gedreht – brachten ihn bis nach Hollywood und ihm (in Anlehnung an seine schwäbische Herkunft) den Spitznamen "Spielbergle" ein. Mit Filmen wie "Independence Day" (1996) drang er dann tatsächlich in spielbergsche Dimensionen vor – zumindest, was die Schauwerte und das Einspielergebnis anbelangt. Denn so spektakulär Emmerichs Filme auch aussahen, an den zwischenmenschlichen Zauber eines Steven Spielberg reichten sie nie heran.

Weitere Blockbuster mit sensationellen Spezialeffekten folgten. Mal machte ein Monster Manhattan zu Kleinholz ("Godzilla", 1998), mal Terroristen das Weiße Haus ("White House Down", 2013). Mal gefror die Erde zu Eis ("The Day After Tomorrow", 2004), mal ging sie auf alle erdenklichen Arten unter ("2012 – Das Ende der Welt", 2009). Danach sollte mit den Desasterfilmen eigentlich Schluss sein. "Ich wüsste wirklich nicht, was ich danach noch zerstören sollte", sagte Emmerich seinerzeit zum Kinostart von "2012". Doch sein Versprechen hielt nicht lange. Nach "Independence Day: Wiederkehr" (2016), in dem die Aliens die Erde ein weiteres Mal bedrohen, steht sie in "Moonfall" schon wieder am Abgrund. Und es scheint, als wollte sich Emmerich abermals selbst übertrumpfen.

Sein jüngstes Spektakel ist eine Art Best-of seiner bisherigen Karriere: Wie in "Das Arche Noah Prinzip" und "Moon 44" geht es erneut ins Weltall. Wie in "Stargate" (1994) und den zwei "Independence Day"-Filmen spielen krude Verschwörungstheorien und Außerirdische eine entscheidende Rolle. Und wie in "The Day After Tomorrow" und "2012" wird die Welt von atemberaubenden Zerstörungen heimgesucht. Das i-Tüpfelchen ist freilich der Auslöser all dessen, der bereits im Filmtitel steckt.

Die Idee, dass der Mond auf die Erde stürzt, ist so bescheuert, dass wohl jeder andere Regisseur die Finger davon gelassen hätte. Emmerich und seinen zwei Co-Drehbuchautoren Harald Kloser und Spenser Cohen ist das allerdings noch nicht genug. Sie setzen auf diese wahnwitzige Ausgangslage zwei Wendungen obendrauf, die an dieser Stelle nicht verraten werden sollen, aber so hanebüchen sind, dass wohl nur ein Regisseur wie Roland Emmerich daraus einen halbwegs unterhaltsamen Film zimmern kann.

Zimmern scheint das angebrachte Wort, denn Emmerich erweist sich auch in seinem neuesten Film nicht als Kino-Magier, sondern einmal mehr als exzellenter Handwerker. Was Emmerich & Co. besser machen als die Konkurrenz, ist ihre filmische Exposition. Wo vergleichbare Blockbuster inzwischen von der ersten Sekunde an aufs Tempo drücken und ihre Figuren dabei links liegen lassen, nimmt sich "Moonfall" Zeit. Jede der drei Hauptfiguren bekommt eine kleine Hintergrundgeschichte. Und bis es mit dem Spektakel losgeht, vergehen einige Minuten. Der Rest folgt zwar dem Schma F. Doch im Vergleich zur zeitgenössischen Konkurrenz wirkt "Moonfall" geradezu altmodisch – zumindest zu Beginn, durch den jede Menge 90er-Nostalgie weht.

Visuell sieht der Film hingegen sehr gegenwärtig aus, was ihm nicht gut zu Gesicht steht. Dass viele Außenaufnahmen im Studio und die Hintergründe am Computer entstanden sind, sieht man leider. Auch die Zerstörungsorgien auf der Erde sehen erschreckend billig aus. Eine Verfolgungsjagd, bei der bis auf die Schauspieler von der schneebedeckten Straße über den Feuerregen am Himmel bis hin zu den Autos alles aus dem Rechner stammt, wirkt geradezu lächerlich. Das hat man bei Emmerich schon sehr viel besser gesehen. Und um wie viel besser hätte dieser Film werden können, wenn er weniger auf CGI und mehr auf echte Drehorte und echte Stunts gesetzt hätte!

Durchweg überzeugend sind hingegen alle Aufnahmen, die im All spielen. Gerade hier und gegen Ende der Handlung entwickelt der Film eine soghafte Wirkung, die dem spielbergschen Zauber recht nahekommt. Was "Moonfall" allerdings vollkommen abgeht, ist die Chemie zwischen seinen Figuren (und den Schauspielern). Dieses Problem ist nicht neu. Damit hat Emmerich spätestens seit "2012" zu kämpfen. So lange und gut er seine Figuren auch einführt, der Funke will einfach nicht (mehr) überspringen. Patrick Wilson ist stets sichtlich bemüht, Halle Berry bleibt vollkommen blass. Und John Bradleys Pointen verpuffen.

Wer sein Hirn an der Kinokasse abgibt, wird auch in diesem Film Spaß haben. Denn "Moonfall" ist bei Weitem nicht Emmerichs schlechtestes Werk. Der Film ist besser als "Independence Day: Wiederkehr" und als "Stonewall" (2015) und "Midway" (2019), Emmerichs Fehlgriffe ins ernste Fach. Perfektes Popcorn-Kino sieht (inzwischen) allerdings anders aus. Von der Mischung aus Spektakel, Humor und Pathos, die Roland Emmerich einst so erfolgreich machte, ist "Moonfall" ein gutes Stück entfernt.

Fazit: Visuell durchwachsen und schauspielerisch enttäuschend, punktet Roland Emmerichs neueste Verrücktheit in erster Linie durch ihren wundervoll durchgeknallten Plot, durch den ein Hauch 90er-Jahre-Nostalgie weht. An die gekonnte Mischung aus Spektakel, Humor und Pathos eines "Independence Day" (1996) reicht das allerdings nicht mehr heran.




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Zum Video: Moonfall

Besetzung & Crew von "Moonfall"

Land: USA
Jahr: 2021
Genre: Science Fiction, Katastrophenfilm
Länge: 126 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 10.02.2022
Regie: Roland Emmerich
Darsteller: Halle Berry als Jo Fowler, Patrick Wilson als Brian Harper, John Bradley als KC Houseman, Michael Peña als Tom Lopez, Donald Sutherland als Holdenfield
Kamera: Robert Baumgartner
Verleih: Leonine Distribution

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