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"Roma" von Alfonso Cuarón gewinnt Goldenen Löwen

Olivia Coleman und Willem Dafoe beste Schauspieler in Venedig

"Roma" ist der Gewinner der 75. Internationalen Filmfestspiele von Venedig. Regisseur und Drehbuchautor Alfonso Cuarón nahm gestern aus den Händen seines Freundes, mexikanischen Landsmanns und Jury-Präsidenten Guillermo del Toro den Goldenen Löwen für sein mexikanisches Drama entgegen.

Fünf Jahre nach seinem Triumph mit "Gravity" hat sich Cuaron mit "Roma" kleiner gesetzt. Er erzählt in autobiographischen Tönen und in Schwarzweiß vom Aufwachsen in einer mexikanischen Mittelstandsfamilie zu Beginn der Siebziger.

Der Preis der Jury, also quasi Platz zwei, ging an "The Favourite". Der griechische Regisseur Yorgos Lanthimos ("The Killing of a Sacred Deer") erhielt den Silbernen Löwen, und auch Hauptdarstellerin Olivia Colman wurde mit dem Coppa Volpi als "Beste Darstellerin" geehrt. Das britische Drama erzählt von den Ränkeschmieden am britischen Königshof Anfang des 18. Jahrhunderts.

Der Silberne Löwe für die "Beste Regie" ging an den französischen Regisseur Jacques Audiard ("Dheepan"), der mit dem US-Western "The Sisters Brothers" sein englischsprachiges Regiedebut gegeben hat. Ethan und Joel Coen gewannen für ihr Drehbuch zu dem US-Episodenfilm "The Ballad of Buster Scuggs". Als "Bester Darsteller" wurde Willem Dafoe, der in dem britischen Drama "At Eternity's Gate" den niederländischen Maler Vincent van Gogh spielt, geehrt.

Ein (Trost)Preis ging an die australische Regisseurin Jennifer Kent ("The Babadook") für ihren australischen Abenteuerfilm "The Nightingale": Die einzige Regisseurin im Wettbewerb erhielt den Spezialpreis der Jury. "Ich möchte all den Frauen da draußen, die Filme machen möchten, sagen: Bitte macht es! Wir brauchen euch! Die weibliche Kraft ist eine der mächtigsten und heilendsten Mächte auf dem Planeten. Ich bin zuversichtlich, dass wir nächstes Jahr und das Jahr darauf mehr und mehr Frauen hier sehen werden", erklärte Kent bei der Siegerehrung.

Der diesjährige Venedig-Jahrgang überzeugte mit einem starken Wettbewerbsangebot und gab ein klares Bekenntnis für das Internet-Kino ab, indem man im Gegensatz zum Festival in Cannes gleich drei Netflix-Produktionen in den Wettbewerb aufnahm. Sehr zum Unwillen der italienischen Kinoverleiher und der International Confederation of Art Cinemas (Internationaler Zusammenschluss der Programmkinos), die den Wettbewerb weiterhin für klassische Kinofilme und nicht für Streaming-Produktionen reserviert sehen möchten, an denen sie nichts verdienen können.

Die Liste der Preisträger:

Bester Film: "Roma" (Mexiko)
Großer Preis der Jury: "The Favourite" (Großbritannien)
Beste Regie: Jacques Audiard für "The Sisters Brothers" (USA)
Bestes Drehbuch: Ethan und Joel Coen für "The Ballad of Buster Scruggs" (USA)
Beste Schauspielerin: Olivia Colman für "The Favourite" (Großbritannien)
Bester Schauspieler: Willem Dafoe für "At Eternity's Gate" (Großbritannien)
Spezialpreis der Jury: "The Nightingale" (Australien)
Marcello Mastroianni Preis: Baykali Ganambarr für "The Nightingale" (Australien)


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